Die ländlichen Friedhöfe

Krautheim
Krautheim

Weit außerhalb...

  Wie kleine Enklaven liegen die ländlichen Judenfriedhöfe häufig weit außerhalb der dörflichen Gemeinschaft. Kleine Inseln in der Landschaft, vor Generationen begründet auf kargem Boden, Land, das nicht zur Bewirtschaftung taugte, abseits und nicht selten nur mit Mühe zu erreichen.

 

  Mit Leiterwagen musste die trauernde Familie, gemeinsam mit der Chewra Kadischa, ihre Toten zum Friedhof karren. Zeit blieb dafür wenig, denn in der jüdischen Tradition wird der Verstorbene innerhalb von 24 Stunden zu Grabe getragen. Und da nicht jedes Dorf, nicht jede Gemeinde, einen eigenen Friedhof für die jüdische Bevölkerung hatte, war es oft ein weiter Weg, ob Sommer oder Winter.

 

  Häufig findet sich der Friedhof auch am Waldrand, ist längst in die umgebende Natur eingewachsen, manchmal kaum auf Anhieb sichtbar, weil der Bewuchs und das Unterholz die Grabsteine verdecken. Daraus entsteht nicht selten ein beinahe unwirklicher Eindruck. Baumgruppen die auf einem Hügel in der freien Landschaft auftauchen, eingebunden in eine steinerne Mauer, über deren Brüstung die Stelen sichtbar werden, Waldstücke, die durchsetzt sind von Grabsteinen, gekippt, geborsten oder in dichten Reihen stehend, beinahe immer der Tradition folgend nach Osten, nach Jerusalem ausgerichtet. Und stets ist dieser Ort umgeben von einer unglaublichen Stille, friedvolle Verbundenheit mit der gewachsenen Natur.