Rohrberg im Spessart, das bedeutet 500 bis 800 Jahre alte Eichen, Baumriesen die keiner wirtschaftlichen Nutzung mehr zum Opfer fallen, gestürzte Altbäume, die dem natürlichen Prozess des Verfalls überlassen bleiben, Totholz, seltene Pilze und Insekten, die man an anderer Stelle kaum mehr finden kann. Der überaus seltene Eremit (eine Rosenkäferart) findet hier noch ideale Brutbedingungen vor, ebenso der weitaus bekanntere Hirschkäfer.

  Bereits 1928 wurden 11 Hektar eines ehemaligen Eichenhutewalds unter Schutz gestellt, in den über Jahrhunderte das Vieh aus dem nahegelegenen Rohrbrunn zur Weide getrieben wurde. In früheren Zeiten war der Hochspessart über Generationen Jagd-gebiet der Mainzer Fürstbischöfe, deren Reservoir für Bauholz und Holz für Schiffsbau, das man nach Holland verkaufte.

  März, die milde Frühlingssonne verbietet es zu Hause zu bleiben, macht einem die Entscheidung leicht, ein bislang unbesuchtes Stück Urwald zu entdecken. Das Ziel stand schon länger fest, ist auch für mich auf vergleichsweise kurzem Weg zu erreichen.

  Im noch unbeschatteten Wald verspricht das Licht am frühen Nachmittag schwierige Kontraste, die gerne die Grenzen einer stimmungsvollen Aufnahme, die Möglichkeiten einer Kamera überschreiten. Schnell finden sich abseits des Weges die ersten Motive, ähnlich wie am Rohrberg umgestürzte Bäume, bemoost, Baumpilze, Kaskaden von Bruchholz, Totholz das seit Jahren verfällt und einem reichen Mikrokosmos Heimstatt geworden ist.

  Für großräumige Aufnahmen sind die Lichtverhältnisse ungeeignet, doch dieser Wald hat ganz eigene, ungewohnte Motive zu bieten. Ausgeaperte Wurzelstümpfe mächtiger Eichen, abgeschmolzen auf das harte Kernholz, skelettiert, blankgeputzt oder bereits wieder von Moos erobert. Strukturen und Formen werden sichtbar, strömende Linien, Wirbel, Narben und glatte Flächen wechseln sich ab. Henry Moore muss hier gewesen sein! Alles im Fluß, willkürlich und doch nach Richtung suchend, Skulpturen aus Holz.

Im März 2014

  Oft sind es nicht nur die mächtigen Baumgestalten, die einen in Urwaldgebieten sprachlos machen, wer genau hinsieht kann auch in kleinen Teilen Formen und Farbabstufungen von unglaublicher Schönheit finden. Welcher Maler oder Bildhauer käme auf die Idee, oder hätte die Fähigkeit, Vergleichbares zu erschaffen? Das nebenstehende Bild ist ein etwa 30 bis 40 cm großer Ausschnitt aus einer Wurzel, das erste Bild in der nachfolgenden Bildergalerie ein etwa 20 cm großes Detail hiervon. Irgendwo versteckt, zwischen Kaskaden umgestürzter Baumreste, bei weitem nicht auf den ersten Blick zu entdecken. Aber hin und wieder findet man diese verborgenen Schönheiten, ist völlig fasziniert und ringt um den perfekten Blickwinkel, das richtige Licht und den optimalen Ausschnitt.

  Alte Kulturlandschaft und heute Natur-schutzgebiet, über lange Jahre bedroht durch ein Staudammprojekt, doch heute ein Refu-gium für ungestörte Entwicklung von Fauna und Flora. Auch der Biber ist wieder heimisch geworden, an dem mäandrierenden Flüsschen.

  Rohrberg und Hafenlohrtal markieren für mich den Einstieg in die digitale Fotografie. Die Bilder vom Hafenlohrtal sind ausschließlich digital entstanden.

  Wenn man nach Stralsund kommt, ist Rügen Pflicht, wenn man nach Rügen kommt, sind es die Kreidefelsen.